Rest in Peace, Ray.







Antirat zieht um:
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Sonntag, 4. Oktober 2020

Lisa Eckhart - 2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiss

 
 
 
 
 

 
 
 
 

In die Kommentarsektionen des SPIEGEL geschrieben zu Artikeln von Samira El Ouassil, Arno Frank und Margarete Stokowski

 

05 / 2020

 

Ja, sicher, sie ist Antisemitin. Sie glaubt auch wirklich selbst, daß die Erektion des schwarzen Glieds alle 7 Liter Blut braucht, über die ein Mensch verfügt.

Meine Güte: sie greift all das auf, was jeder intelligente Mensch als Un- bis Schwachsinn erkennen muß, und überspitzt es ins komplett Absurde.

Aber es war völlig klar, daß eine so schöne und provozierend schlanke Frau, die diese Provokation mit ihrer Kleidung auch noch betont, und schamlos ihren Esprit verspritzt, irgendwann nicht mehr ungestraft davonkommt. 

 

08 / 2020 

 

Was Lisa Eckhart auch offenbart, ist der Reflex, Aufbegehren gegen Political Correctness rechts zu verorten. So wird dann der diabolisch schöne Gestus, mit dem Lisa Eckhart die PC bitterbös torpediert, auch auf wundersame Weise "rechts" angesiedelt. Es wird höchste Zeit, den Rechten das lärmende Monopol auf die Revolte gegen das Politisch und Sonstwie Korrekte aus der Hand zu nehmen, und Lisa Eckharts Langgliedrigkeit taugt dazu so gut wie ihr bezauberndes Mundwerk.  

 

*  

 

Ich halte Lisa Eckhart für eine totale Individualistin, die eine unüberwindliche Abneigung hat dagegen, irgendeinem Lager anzugehören. Denn das hieße, sich gemein(sam) machen. Sie hat auch offensichtlich keine Sympathie für das Ordinäre, weshalb, tut mir leid, auch der durchschnittliche Wutbürger, eher rechts, keine Chance hat, Lisa Eckhart zu vereinnahmen.

Daß das Harbour Front Literaturfestival sie allen Ernstes auslädt, ist peinlich, und eine Aktion, die nach hinten losgeht, weil sie Wasser auf die Mühlen der Rechten ist, die behaupten, linkslastige Attitüde herrsche überall in diesem Land. Dabei ist es schon alles andere als "links", Lisa Eckhart, die alles andere als "rechts" ist, auszuladen.

 

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Wenn jede Form von Exzentrizität als Schaustück für die freudlose Angepaßtheit der Gegenwart dient, hat die Kunst keine große Zukunft mehr. Vgl. Lisa Eckhart.  

 

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"Eckhart steht unter anderem in der Kritik, weil ihr Kabarettprogramm antisemitische, homo- und transfeindliche, rassistische Witze enthält." (M. Stokowski)

Lisa Eckhart bei Pufpaff, März 2018: "Sexuelle Belästigung ist gerade das meistgeächtetste Delikt unserer Gesellschaft, und der einzige Gewinner dieser Entwicklung ist der Antisemitismus. Sie können derzeit vergnügt das Horst Wessel-Lied pfeifen, solange Sie es nicht einer Frau hinterherpfeifen."

So redet kein Antisemit, und das könnte prinzipiell auch jeder sofort einsehen. Daß Lisa Eckhart als Antisemitin verkauft werden soll, kann ich mir nur mit vorsätzlich selektiver oder bedauerlich beschränkter Wahrnehmung erklären.
 
Liebe Frau Stokowski, halten Sie die Passage in Lisa Eckharts Programm, in der davon die Rede ist, daß die Erektion des schwarzen Gliedes alle 7 Liter Blut braucht, über die ein Mensch verfügt, allen Ernstes für Rassismus? Oder wie absurd muß es noch werden, um klarzumachen, daß die Angeklagte ohnehin schon besorgniserregende Klischees aufgreift, um sie in kompletten Wahnwitz zu drehen?
 
Und sie entlarvt den sich in seiner moralischen Unfehlbarkeit so sicher wiegenden Teil der Zu- oder Weghörerschaft gleich mit.
 
Und daß sie nicht "rechts" ist, ergibt sich aus dem obigen Zitat eigentlich auch ohne allzugroße kognitive Anstrengung.

 

*

 

Lisa Eckhart ist nicht deshalb "rechts", weil jemand wie Margarete Stokowski, die Frau Eckhart "zu Recht" kritisiert sieht, sich als "links" empfindet. Tatsächlich scheint Lisa Eckhart eine Art "New Model", zu intelligent, um sich mit einer "Seite" einzulassen, wie Bob Dylan, "Auf welcher Seite stehst du", Dylan: "Ich meine, auf welcher Seite kann man denn stehen?" Oder auch: "Nehmen Sie an den neuen Sachen teil? Sexuelle Freiheit und auch..." – Dylan: "Ich nehme an keiner Sache teil! (Lacht) Überhaupt nicht! Ich wette, Sie können nicht eine Sache nennen, an der ich teilhabe! Hauen Sie ab, ich warne Sie! (Lacht)"

Dementsprechend ist es auch nicht "rechts", den Umgang mit Lisa Eckhart so engstirnig wie dreist zu finden.

Ich empfinde es als peinlich, daß die Revolte gegen die PC immer noch ein Privileg der Rechten ist. Eskalierende PC wird der Tod aller Kreativität, aller Schönheit, allen Fortschritts im Denken sein, und eine solche "Errungenschaft" ist nicht "links". Also ist der Protest gegen die Auswüchse der PC auch nicht "rechts".

 

*

 

Schau an, gerade schrieb ich, (eskalierende) PC wird der Tod aller Kreativität, aller Schönheit, allen Fortschritts im Denken sein, da schreibt Nick Cave in seinen Red Hand Files quasi dasselbe, nämlich: Political Correctness hat sich zur traurigsten und schrecklichsten Religion der Welt entwickelt. Ihr einst ehrenhafter Versuch, die Gesellschaft auf gerechtere Weise neu zu definieren, verkörpert jetzt nur noch die schlimmsten Aspekte, die eine Religion zu bieten hat (und nichts von ihrer Schönheit). Die Weigerung der Kultur, sich auch auf unangenehme Ideen einzulassen, so Cave, wirkt erstickend auf die kreative Seele einer Gesellschaft.

Da Lisa Eckharts Vortrag sich primär gegen die moralische Borniertheit und Selbstgerechtigkeit der PC richtet, fühlt sich jemand wie Frau Stokowski natürlich von dieser Person gestört und bemüßigt, in einem Nebensatz kurz zu behaupten, Eckhart werde zurecht kritisiert (für ihren Antisemitismus, ihren Rassismus etc), was kinderleicht zu widerlegen ist. Bestattungsunternehmen Stokowski (siehe 1. Satz oben) mal wieder auf dem falschen Dampfer. Sonneborn in der BZ gerade: dieses bewußte Mißverstehen, um bestimmte Inhalte zu skandalisieren und sich selbst auf der vermeintlich richtigen Seite moralisch positionieren zu können, ist in dieser Form und in dieser Frequenz schon neu.

 

 

 

 



 

 

 

" ... falls die Monarchie doch noch zurückkommt, sollte es eine Königin geben, und sie sollte Lisa Eckhart heißen."

-> Lockdown Postcard # 2, April 2020 

 

 

 

Und hier noch der formidable Kommentar von ray05, ebenfalls aus der Kommentarsektion zum Artikel "Punchline in die Magengrube" von Samira El Ouassil. Leicht zu finden dort: Ansichtsoption "Am besten bewertet" wählen.

 

ray05: 

Es scheint mir wichtig, daran zu erinnern, dass diese "Lisa Eckhart" eine Kunstfigur ist, eine Bühnenpersona. Alles, was diese Figur auf der Bühne sagt (und vor allem WIE sie es sagt), ist nicht identisch mit der Haltung oder den Ansichten der Autorin, die diese Figur erfunden hat; ganz so, wie im Roman der Erzähler nicht identisch ist mit dem Autor. Ich halte es für wohlfeil und intellektuell unredlich, eine Spoken-Word-Bühnenperformance in planen Text zu transskribieren, dann nach Herzenslust die ungehörigen "Stellen" zu zitieren, um die Autorin/Künstlerin in Bausch & Bogen denunzieren zu können. Natürlich ist das, was "Lisa Eckhart" da sagt, antisemitisch bis zum Stehkragen, aber wie sagt diese Figur das denn? Sie sagt es im blasiert-affektierten Duktus des typisch Wienerischen Schmähsingsangs, und dabei steckt sie in einem Salonkostüm im Stile der 30er Jahre; all das gehört zur Performance dazu, das ist kein Zufall, das gehört zur Fundamentalkritik. Mir ist völlig schleierhaft, wie man einen Auftritt so völlig falsch bewerten kann. Alles liegt klar auf der Hand. Schon das Eingangsstatement, die völlig absurde Vermutung der Sprecherin, MeToo sei antisemitisch, weil Weinstein, Allen undsoweiter, kann doch gar keinen weiteren Zweifel darüber aufkommen lassen, dass wir es hier mit einem satirischen Durchgriff zu tun haben. Bei all dem ist es zugegebenermaßen fast unmöglich, dass man nicht auch Beifall von der falschen Seite bekommen kann, das wusste schon Bertolt Brecht. Stellt sich nur die Frage, ob umgekehrt die Denunziation von den eigenen Leuten nicht vielleicht noch schlimmer ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 17. April 2020

Lockdown Postcard #2












Wie F. Murray Abraham als Salieri "such longing" sagt, "such unfulfillable longing", wie seine Stimme bebt, überwältigt davon, daß die Seele den Klang der Vollkommenheit fühlt. Die göttliche Herkunft dieser Musik. Diese unendliche Süße und diese unendliche Macht der perfekten Melodie. Was für ein Schauspieler, was für eine Szene. And yes, one of the most wonderful pieces of music ever written.

Daß Kunst so tief berühren kann, daß Musik die Präsenz des so unendlich Vermißten spüren läßt, daß sie es vermag, auch im tiefsten Schmerz ein Gefühl der Ehrfurcht in uns zu beschwören, daß sie Trost ist in dunkler Zeit, daß sie sich einwebt in die Textur unseres Lebens, Nietzsche sagte, ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, Hyperbel = schickliche Übertreibung des Wahren.

Podcasts, ich hörte 2017 alle 84 Folgen von "Hour of Goon", Jeordie White und Fred Sablan, think I told you & Mademoiselle when we met. Im Herbst 2017 fiel Jeordie White dann bei der Welt in Ungnade, die Folgen scheinen seitdem gesperrt und ich habe seitdem auch keine anderen Podcasts mehr gehört, ist aber nur Koinzidenz, sofern nicht unbewußter Protest. Auf soundcloud gibt es zwei Folgen, in dieser geht es um Jeordies Reise nach New Jersey zur Beerdigung seines Großvaters. It's the place where he was born and it brings back memories & emotions.

Oh, und so ab 39:40 geht es um The Cure und Ricky Gervavis und "one of the great bass players of the planet".








"Deutschland ist kein Land des Charmes, um es vorsichtig zu sagen, in Ländern wie Österreich, Großbritannien oder eigentlich egal wo hat eine drittklassige Gießkanne mehr Charme als hier die Hälfte der öffentlichen Figuren zusammengenommen." Sascha Lobo in seinem Nachruf auf Roger Willemsen. Seine schelmische Neugier und, eben, sein Charme, sorely missed. So geistreich, weil er ein Begeisterter war. Schrieb zum Tode Lagerfelds auf SPIEGEL: "Wo Thomas Mann war, ist Uwe Tellkamp. Wo Bargeld sein sollte, ist Giesinger. Wo Willemsen war, ist Lanz. Wo Lagerfeld war, ist Glööckler." -  "Willemsens Woche", Mitte - Ende der 90er, da gab es grandios verunglückte Sendungen, mit Nick Cave & Blixa Bargeld, oder mit Bernd Begemann, aber man hatte das Gefühl: Charaktere in Echtzeit.

Oh, die Stranglers waren für das "Golden Brown"-Video im Leighton House Museum? Diese Joolz-Videos versorgen mit unverzichtbaren Informationen. Keep them coming please. Diesen unseligen Nachbarschaftsstreit habe ich mitbekommen, und natürlich ahnen Sie, auf wessen Seite ich da stehe. Leider darf dieser Kindskopf wohl seinen Untergrundpool bauen.

Apropos "Wir sind im Krieg", falls die Monarchie doch noch zurückkommt, sollte es eine Königin geben, und sie sollte Lisa Eckhart heißen.









Irene Adler geht ja leider nicht. Remember, als ich zu "Ein Skandal in Belgravia"-Zeiten erklärte, daß ich ohne Smartphone existiere, daß aber die Vermutung, es gebe Irene Adlers erotisches Stöhnen als ringtone, mich verleiten könnte etc - ? Well, Wort gehalten. Seit letztem Sommer bin ich nicht mehr einer von drei Menschen auf diesem Planeten ohne Smartphone (Huawei, einfach weil die irgendwie mit Trump über Kreuz lagen). Deutsche Version,







ich weiß, Ihnen gefiel das Original besser. :)







Nein, Shelley-Zitat hatten wir noch nicht.
"Wo ist er?" fragte ich, als ich meinen Blick wieder emporrichtete.
"Wer? Shelley?" sagte Mrs. Williams, "oh, der kommt und geht wie ein Geist, niemand weiß, woher und wohin."

Ach, zwischen Psychologen und Psychiatern fühle ich mich gut aufgehoben. :) Suite im Zauberbergsanatorium, yes. Tatsächlich stehen regelmäßig Menschen da unten und fotografieren den Bau. Leider waren die letzten Nächte ziemliche Höllenritte, hoffe, ich bin jetzt aus dem Gröbsten, leider kann man sich ja nicht einfach so bei Hofrat Behrens in die Maschine stellen. Geht es Ihnen denn wieder etwas besser?

Heute wurde bestätigt, daß Marianne Faithfull mit COVID-19 in einem Hospital in London behandelt wird. "She is stable and responding to treatment". Your man Warren Ellis hat ihr bei ihrem letzten Album erneut seine hochkarätige Unterstützung angedeihen lassen, Nick Cave too. Lassen Sie uns in Gedanken bei diesem Capricorngirl sein, das schon -> so viel überstanden hat. Möge sie auch dies überstehen.









Diana Rigg hingegen teilt ihr Sternzeichen mit Ihnen. "I take it you're not hurt." - "Only my pride."








Oh, eine Band aus Brügge! Ins wundervolle, geliebte Brügge hätten wir auch einen Abstecher gemacht, an meinem Geburtstag. Damn.

Lockdown Track # 10 - Prelude
















Kunst ist systemrelevant. Was würden wir ohne Bücher, Bilder, Filme, Musik tun im Lockdown und überhaupt? Was soll überhaupt diese ganze Relevanzfrage? Wäre die richtige Zeit, nochmal über Grundeinkommen zu diskutieren. Menschen sind human BE-ings, keine human DO-ings. Ich würde es begrüßen, in einer Gesellschaft zu leben, die damit zufrieden ist, dass Menschen existieren.

Roger Willemsen sagte über GNTM: "Eine unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernanten-Profil bringt kleine Mädchen zum Weinen, indem sie ihre orthodoxe, hochgerüstete Belanglosigkeit zum Maßstab humaner Seinserfüllungg hochschwindelt, über 'Persönlichkeit' redet, sich aber kaum mehr erinnern kann, was das ist, und sollte diese je zum Vorschein kommen, sie mit Rauswurf bestraft. Der Exzess der Nichtigkeit aber erreicht seinen Höhepunkt, wo Heidi Nationale mit Knallchargen-Pathos und einer Pause, in der man die Leere ihres Kopfes wabern hört, ihre gestrenge 'Entscheidung' mitteilt und wertes von unwertem Leben scheidet. Da möchte man dann elegant und stilsicher, wie der Dichter sagt, sechs Sorten Scheiße aus ihr rausprügeln - wenn es bloß nicht so frauenfeindlich wäre." 

HAH! Ich WUSSTE, dass SIE Frau Eckhart wertschätzen würden. Hilarious, "Wir sind im totalen Frieden." Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Herr Nuhr seit der Erscheinung Frau Eckharts immer schwärzere Kleidung und - finally - Stahlkappenstiefel trägt? > > hier

Der Besitz eines Smartphones im Zusammenhang mit Ihnen gedacht, erscheint wahrlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber warum auch nicht. Es ist ja inzwischen, als wäre man ohne linken Arm, wenn es mal fehlt. Ich wage wohl nicht zu hoffen, dass auf dem Telefon auch Internet zugänglich ist? Vielleicht werden Sie am Ende noch ein Influencer. Sie könnten die gesamte Influencerszene mit Sinn und Inhalt aufladen und somit revolutionieren! Hach, das wäre fein. Sollten Sie sich jemals auf Instagram verirren, könnte ich die Seite Influencersinthewild sehr empfehlen. Man sammelt dort vollkommen abgedrehte Beobachtungen von Menschen, die für eine Story oder ein Foto Dinge tun, die man nicht glauben würde, wenn man es nicht sähe. 

Und haben Sie nun auch den Klingelton? Was für eine Hommage. Aber näher betrachtet gefällt mir weder die deutsche noch die Originalversion. Zu wenig subtil für meinen Geschmack.

Ich bin erleichtert, dass Sie über den Berg sind. Hoffe Sie verbringen feine österliche Ruhe. I'm fine, but tired. Höllenritt war diese Vorosterwoche aus anderen Gründen. Krankenhäuser als Wirtschaftsunternehmen - wer hat das nur erlaubt? Ich möchte dies nicht mehr. Bitte beenden wir den Wahnsinn schnellstmöglich. Tatsächlich verdient man derzeit mehr an leeren Betten, wodurch das Personal rumsteht und Fantasien ungefragt herumplaudert bis hin zur Hysterie. Sfz.

Ach ja, Brügge. Und all die Reisen, die nicht stattfanden. Reisen wir einmal durch das Lockdown Salzburg, gespenstisch schön fremd und doch so wie immer. 






Diese Folge von Mr. Julian ist für uns gemacht worden. Alles gesagt. Und gezeigt. It is official, he is a kindred spirit. Im Anschluß Huldigung.






Bei Minute 5:10 sehen wir Foyles, einer der ältesten Buchläden in der Buchladenstraße Londons. (Es gibt auch eine Möbelstraße etc.) Im Entrée erwartet uns folgende Ansicht:






Hätte fast geweint.

Ganz kurz sehen wir an einem Theater "Aladin", dort wird derzeit "Mary Poppins" gegeben, wenn es denn gegeben wird.
Ab Minute 13 sehen wir die Gasse, durch die ich wanderte, mit dem Plaque, Ziggy Stardust was recorded there.
I smiled at that sign in Kingly Court right beside Carnaby St.












Lockdown Track # 11 - Pressure

Ich liebe diesen Song. Untrennbar mit London verbunden, weil der Busfahrer, back in 1992, drauf stand, eingebrannt spätestens bei der Nachtlichterfahrt. Natürlich die Queen-Version. Diese ist besser. :)



















Noch nicht über den Berg, leider. Tagsüber trügerische Linderung, die Nächte aber sind zermürbend, ein kafkaesker Husten, irgendwann hilft dann nur noch, sich aufrecht zu installieren. Da sitze ich dann wie ein exhumierter Papst. Am Dienstagmorgen schließlich meine Hausärztin am Telefon: "Warten Sie in der Parkverbotszone, ich werde um 8:16 im Schutzanzug vor die Tür kommen!" Fühlte mich endgültig wie ein Charakter in einem seltsamen Science Fiction-Film. Sie erschien dann tatsächlich im silberglänzenden Astronautinnenanzug und machte den Abstrich an einem sonnigen Morgen auf der menschenleeren Straße. Einen Tag lang war ich also tatsächlich ein COVID19-Verdachtsfall, und stärkere Medikamente als Mucosolvan und Ingwertee wurden mir wie bei einem Geheimdiensttreffen in einem Hitchcock-Film an die Haustür gehängt. Am Mittwoch erfuhr ich das Ergebnis, this -> wasn't a joke, bin also tatsächlich NEGATIV, "Coughing, etcetera" (Zizek) jedoch fast unverändert, nur langsame Besserung. Würde gern die Nächte bei offenem Fenster verbringen (auch Kafka), fürchte aber, daß die Nachbarschaft dann geschlossen mit Heugabeln anrückt. Müßte vielleicht "HINFORT, IHR NARREN! DIESER MANN WURDE NEGATIV GETESTET!" an meine Tür schreiben. 

Krankenhäuser als Wirtschaftsunternehmen, gerade dringt ja die Erkenntnis durch, daß im Zuge der Privatisierung die Infrastruktur des Gesundheitssystems an vielen Stellen zerschossen wurde, aber was wird die Erkenntnis wert sein, wenn "die Krise" vorbei ist? Werden dann wirtschaftliche Gesichtspunkte keine Rolle mehr spielen, wenn es um das Wohl des Patienten geht? I doubt it.

Sicher lasen Sie den letzten Sibylle Berg-Artikel ("Bankrotterklärung der Menschlichkeit"). Die Forderung, den Lockdown zu beenden, wird ja zT begründet damit, der Wirtschaftseinbruch sei so gravierend, daß es besser ist, die Schwächsten gleich über Bord zu werfen und die Risikogruppen eben dem Risiko auszusetzen. Schrieb vor ein paar Tagen dazu: sobald den Alten und Kranken in größerem Stil vorgeworfen wird, daß sie noch am Leben hängen, haben wir alle verloren. Die gegenüber dem Virus Schwächsten opfern zu wollen, hieße, mit selektiver Gewalt die totale Zerstörung zu riskieren. Und ich meinte die Zerstörung der Menschlichkeit. Und wenn Ärzte dann tatsächlich zur Triage gezwungen sind / sein werden, dann auch deshalb, weil ein Gesundheitssystem, das komplett durchökonomisiert und auf Profit ausgerichtet ist, irgendwann Patienten gegeneinander ausspielt. Das hätte man wissen können.

Hah, nein, Stahlkappenstiefel bei Nuhr entgingen mir. Vielleicht möchte er sich für sie größer machen? :) Verständlich. Torsten Sträter kann man natürlich auch stundenlang zuhören. Selbstverständlich wußten Sie, daß ich Lisa Eckhart verehre.

Sfz. Salzburg. Alles so vertraut und doch ein anderer Planet plötzlich. Schon möchte man wieder dort sein. Waren Sie auf Ihren Reisen eigentlich schon in Innsbruck? Als wir letzten Sommer in Krakau das Militärhospital sahen, in dem Trakl starb, wurde mir sonnenklar, daß ich einmal auch sein Grab besuchen muß.

Oh Dear, meine Influencer-Karriere steckt in den Kinderschuhen ziemlich fest, bei Instagram bin ich angemeldet, aber eigentlich nur, um zu schauen, was Jennie Vee so macht. Some others, too. Ein Freund von mir entdeckt gerade die Queens of the Stone Age, überschüttet von seinem Enthusiasmus sehe ich plötzlich auf Instagram Josh Homme und seiner Tochter beim Bogenschießen zu.

Habe "American Valhalla" zum ersten Mal gesehen, der Film, der die Geschichte der Kollaboration von Josh Homme und Iggy Pop für "Post Pop Depression" erzählt, bis hin zur Tour, am Ende geht Dank auch ans Mehr!-Theater, muß nochmal genauer schauen, welche Szenen das sind, wir waren ja präsent, eines der aller-aller-aller-besten Konzerte meines Lebens. Ging sehr unter die Haut, der Film, der ergreifendste Moment war - Iggy hat nach Bowies Tod angedeutet, wie schwer ihn das getroffen hat, of course, aber er hat bei aller OPEN UP AND BLEED-Offenheit in Interviews sein Innerstes immer zu schützen gewußt und gelernt, Dinge zu umschreiben, wenn sie zu tief gehen. Im Film erzählt er, wie er - in der Nacht vor dem ersten Rehearsal für die Tour - um 3 Uhr morgens geweckt wurde von seiner Frau Nina, die ihm die Nachricht überbrachte. Daß Bowie gestorben ist. Und es gibt diesen kurzen Augenblick zwischen zwei Cuts, in dem wir sehen, daß er weint.

Kunst systemrelevant, und weil Sie und ich davon so erfüllt sind, war es unnötig zu protestieren gegen das Wort "Eskapismus", wenn Joolz durch die Wardour Street geht (8:37), singt er "London Boys" von David Bowie, einfach, weil diese Dinge essentiell zum Leben gehören und im eigenen System immer präsent sind, wie kann man anders existieren? Thank you so much for this. Auf meiner ersten Interrail-Tour verbrachte ich einen Tag in Canterbury, einen in Winchester, besuchte Stonehenge und sah während meiner drei Tage in London dann tatsächlich den legendären Marquee Club. Aber das ist lange her. Daß man tatsächlich einfach so vor den Trident Studios stehen kann, wo Bowie ein und aus ging und die Rolling Stones an "Midnight Rambler" arbeiteten, ich meine, daß dieser Ort einfach so da ist - feels so real it's surreal, no? Habe begriffen, daß ich immer schon geborener Pilger war. Daß der Mary Poppins-Soundtrack zu Julians Top 5-Alben ever gehört, macht ihn natürlich erst recht zu einem kindred spirit für Sie. :) Beautiful man. Die "Under Pressure"-Version überwältigend, so oft schon Gail Ann Dorsey den Mercury-Part singen sehen and I like it better, too. The Day That David Bowie Died, geht mir fast zu nah, auch weil ich gerade wehmütige Tage verbrachte w/ the genius of PRINCE. Stop Joolz at 14:05, you just heard him say: "Records are great! You get them at the Wrecka Stow!" Hintenübergefallen, WEIL.

Er starb ein paar Monate nach David Bowie, sein vierter Todestag ist nah. Erlauben Sie, daß wir uns heute vor dem großen kleinen Mann verneigen. Es wird nie wieder welche geben wie Bowie oder ihn. What a great time to be alive, all diese begnadeten Künstler erlebt und ihren Weg begleitet zu haben. Und nicht glauben zu müssen, Kanye West hätte irgendeine Bedeutung, irgendein Talent, compared to this. Prince konnte 21 Instrumente spielen. Hat mit seiner Musik alles um sich herum so erotisiert, daß die Welt nach einem Song von ihm nicht mehr dieselbe war. Konnte dir die Tränen in die Augen treiben. Der erste Song, den ich von ihm hörte und sah, war, natürlich, "Purple Rain". Und noch immer denke ich, wenn einen das nicht auf die Knie zwingt, braucht man eine Hirntransplantation.






B & ich sahen ihn im Millerntor-Stadion bei der "Lovesexy"-Tour, schier endloses Konzert und Megaskandal, weil es so laut war, daß man ihn noch an der Hoheluftbrücke hörte, ach halb Hamburg hat die beiden Konzerte auf dem Balkon gehört, im Stadion selbst war es gar nicht übermäßig laut. Diesen Auftritt hier hat sogar Nick Cave in seinen "Red Hand Files" erwähnt, auf die Frage "Do you think AI will ever be able to write a good song?" schrieb er: 


In Yuval Noah Harari’s new book 21 Lessons for the 21st Century, he writes that Artificial Intelligence, with its limitless potential and connectedness, will ultimately render many humans redundant in the work place. This sounds entirely feasible. However, he goes on to say that AI will be able to write better songs than humans can. He says, and excuse my simplistic summation, that we listen to songs to make us feel certain things and that in the future AI will simply be able to map the individual mind and create songs tailored exclusively to our own particular mental algorithms, that can make us feel, with far more intensity and precision, whatever it is we want to feel. If we are feeling sad and want to feel happy we simply listen to our bespoke AI happy song and the job will be done.

But, I am not sure that this is all songs do. Of course, we go to songs to make us feel something – happy, sad, sexy, homesick, excited or whatever - but this is not all a song does. What a great song makes us feel is a sense of awe. There is a reason for this. A sense of awe is almost exclusively predicated on our limitations as human beings. It is entirely to do with our audacity as humans to reach beyond our potential.

It is perfectly conceivable that AI could produce a song as good as Nirvana’s Smells Like Teen Spirit, for example, and that it ticked all the boxes required to make us feel what a song like that should make us feel – in this case, excited and rebellious, let’s say. It is also feasible that AI could produce a song that makes us feel these same feelings, but more intensely than any human songwriter could do.

But, I don’t feel that when we listen to Smells Like Teen Spirit it is only the song that we are listening to. It feels to me, that what we are actually listening to is a withdrawn and alienated young man’s journey out of the small American town of Aberdeen – a young man who by any measure was a walking bundle of dysfunction and human limitation – a young man who had the temerity to howl his particular pain into a microphone and in doing so, by way of the heavens, reach into the hearts of a generation. We are also listening to Iggy Pop walk across his audience’s hands and smear himself in peanut butter whilst singing 1970. We are listening to Beethoven compose the Ninth Symphony while almost totally deaf. We are listening to Prince, that tiny cluster of purple atoms, singing in the pouring rain at the Super Bowl and blowing everyone’s minds. We are listening to Nina Simone stuff all her rage and disappointment into the most tender of love songs. We are listening to Paganini continue to play his Stradivarius as the strings snapped. We are listening to Jimi Hendrix kneel and set fire to his own instrument.

What we are actually listening to is human limitation and the audacity to transcend it. Artificial Intelligence, for all its unlimited potential, simply doesn’t have this capacity. How could it? And this is the essence of transcendence. If we have limitless potential then what is there to transcend? And therefore what is the purpose of the imagination at all. Music has the ability to touch the celestial sphere with the tips of its fingers and the awe and wonder we feel is in the desperate temerity of the reach, not just the outcome. Where is the transcendent splendour in unlimited potential? So to answer your question, Peter, AI would have the capacity to write a good song, but not a great one. It lacks the nerve.

Love, Nick


Blowing everyone's minds:








Erstaunlich, daß danach noch eine 2. Halbzeit stattfand. Der ganze Auftritt: hier.

Ich weiß nicht mehr, zu welchem Prince-Song jemand bei YT schrieb: He wrote and recorded this song in 9 minutes and then he made pancakes for everyone. Was sein Genie ganz gut zusammenfaßt. Hierzu schrieb jemand: "This was a normal day in Prince's life."








Und dies ist eine Szene aus "Under The Cherry Moon", dieser Film, der in der Luft zerrissen wurde und komplett unterging, ich sah ihn nie, aber diese Szene sah ich vor ein paar Nächten 5x hintereinander. So behämmert und so hilarious. Wunderbares Timing auch von Kristin Scott Thomas. WRECKA STOW. Gar-sown! 








"In an interview in December 1989, Robert Smith of The Cure cited Sign o' The Times amongst the best things about the 1980s." :)








Mit so minimalen Mitteln funky as fuck. Lockdown Track # 12 - A BIG DISEASE WITH A LITTLE NAME.




















Oh well, Dear, you really don't have to talk me into the music and genius of Prince. Cream, Sign O' The Times, Diamonds And Pearls. Loved 'em all. Aber es gibt einen Song, der alles in den Schatten stellt, so viele Erinnerungen. Schnee im April, das sagt so viel in so wenigen Worten, sometimes I feel so bad. Die ganze Traurigkeit der Welt zusammengefasst. So sensible. How can you not love this? Wer ist Kanye West?






Hah, Wrecka Stow, herrlich! Kristin Scott Thomas seit "Four Weddings..." eine der Besten. Der Film war nur durch seine Nebendarsteller so grandios. Schade nur, daß John Hannah nicht in mehr solcher Filme aufgetreten ist. Kennen Sie "Sliding Doors"? Der Film war jahrelang nicht im Original zu bekommen. Verliert durch die Synchronisation ungefähr 98% seines Charmes und Witzes. Aber ich schweife ab. Zurück zum Thema. Dieses hier liebte ich auch schon in den 80ern.






Weiter oben erwähnten Sie that hateful Ricky Gervavis. Entpuppte sich als Reeves Gabrels, thank God. :) The Cure at Hollywood Bowl. Sie spielen IMMER "Just Like Heaven". :) Was hat Reeves hier mit seinen Haaren gemacht? Das war 2019 nicht mehr.






Erste Lockerungen also ab Montag. Kommt eben richtig, die Leute haben die Schnauze voll, mit Verlaub. Man weiß nicht mehr, was man denken und glauben soll. Die Alten und Kranken hängen am Leben, ja, aber sie wurden gar nicht gefragt. Sie werden auch nicht gefragt, ob die Menschen, die sie betreuen und pflegen, bisher absolute absolute Entwertung erlebten, durch ungefähr null Ansehen und miese Bezahlung. Ein Land, das seine Alten so gering schätzt, tut plötzlich alles, riskiert sehr viel von seinem Wohlstand und seiner Sicherheit, um genau die zu schützen? Da stimmt doch irgendwas nicht. Sehr Alte mit Demenz verstehen die Welt nicht mehr, da ihre Angehörigen nicht mehr kommen und damit die letzten Verbindungen zum früheren Wissen gekappt sind. Ist das wirklich Schutz? Wovor? Hauptsache, sie sterben nicht an Corona. Sterben sie überhaupt an oder mit Corona? Auf Pathologen hört man grad nicht. Kommt man schnell drauf, dass etwas anderes wichtig ist: Politiker, die keine Fehler machen dürfen, weil sie dann ihren Job los sind. Journalisten, die den Shitstorm fürchten. Sogar Virologen, von denen vorher niemand je hörte, haben Angst, am Pranger zu stehen.
Alte haben Angst rauszugehen, weil sie dort diskriminiert werden. Angestarrt. Dann die App, die uns kontrollieren soll. Zahlen, die nicht ins Verhältnis gesetzt werden. Kunst, Kultur, Restaurants am Ende. Das alles ist gefährlich. Was ist eigentlich, wenn nächstes Jahr ein neues Virus mutiert? Und das wird kommen, wenn die Politiker sich weiter darüber beraten, ob man einen Baumwolllappen im Gesicht tragen soll, der überhaupt nichts bringt. Klimaschutz, Verbot von Massentierhaltung, Flüchtlinge aufnehmen. DAS wären Themen. Müßig.

Hoffe, es geht Ihnen bald besser. Kafka-Husten kann lange dauern. Grotesk, Ihre Parkverbotsszene mit Silberanzug. Fotos davon demnächst in den Geschichtsbüchern.