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Montag, 24. Oktober 2022

Arthur Rimbaud, Charleville










Arthur Rimbaud, Zeichnung von Paul Verlaine





Jacques Rivière: das Schauspiel, zu dem Rimbauds "Illuminations" Zugang verschaffen, ist nicht irgendeine "andere Welt", auch keine innere des Dichters, sondern diese Welt im Zustand der Desorganisation durch eine andere. Durch welche? Durch die, die bestand, bevor Strategien des Logos (Postulat genuiner Erkennbarkeit von Welt, Postulat der Übereinstimmung von Wahrnehmung und Welt, Postulat kognitiver Beherrschbarkeit von Welt) wirksam wurden. Rimbaud zeige das Verschwinden der gewohnten Welt, bei dem sich ständig etwas an einen Platz schiebt, dessen Platz dies nicht war; eine Unordnung, die sich hinter dem Vorhang der unmittelbaren Realität regt, als wäre sie etwas Älteres und Wirklicheres als ihre Bestandteile. Die Welt in ihrer ursprünglichen Unverbundenheit: die Dinge erwachen wieder zu wirrer Ungeheuerlichkeit, zu dem Zustand, der nicht von uns erschaffen, nicht von uns begriffen wird. Eine geheimnisvolle Leere drängt sich zwischen die Dinge und hebt die Täuschung ihrer Zusammengehörigkeit auf. Ein unmerklicher Einbruch, ein Riß; Rivière behauptet, dies war das "Sehertum" Rimbauds, die Dinge in dem Augenblick zu "sehen", in dem sie vereinsamen und den Kontakt miteinander verlieren, in dem sich ein unheimliches Schweigen um sie ausbreitet.

"Genug erkannt. Augenblicke, in denen das Leben stillsteht." (Rimbaud)

Die "andere" Welt, in der Topographien und Dimensionen sich verschieben, in der sich die gedachte "Einheit" auflöst, eine Welt, zu der Rimbaud sich Zugang verschafft durch "Entregelung" der Sinne.

Rimbauds Genie: mit Beobachtungsgenauigkeit dem zuvor Undurchdringlichen etwas abtrotzen. Abstieg in den Abyss der Non-Kommunikabilität, und dort der unterschwelligen Verbindung der Bilder nachspüren.

Aber.

Im Winter werden wir in einem kleinen rosa Waggon mit blauen Polstern fahren. Dann gehts uns gut: ein Nest aus verrückten Küssen in allen samtweichen Winkeln. Du wirst das Auge schließen, um nicht mehr durch die vereisten Scheiben zu sehen, wie Nachtschatten grimassieren - verbissene Mißbilder, Kratzer schwarzer Dämonen und schwarzer Wölfe.
Dann spürst du ein Kratzen auf deiner Wange: ein zarter Kuß, wie eine überspannte Spinne, läuft über deinen Nacken... Und du sagst zu mir: "Such!", und neigst den Kopf, und wir eilen uns nicht, dieses Biest zu stellen, das so aufgekratzt am Stromern ist...

"Dem Winter zugeträumt". Diese kurzen Momente der Zärtlichkeit in den Höllen, die Rimbaud durchwandert, in den zu weit entfernten Welten, die er schaut, in den Verwüstungen, die sein Zorn hinterläßt.

"Kunst ist Artillerie." (Bob Dylan)

"... someplace along the line Suze had also introduced me to the poetry of French symbolist poet Arthur Rimbaud. That was a big deal, too. I came across one of his letters called 'Je est un autre,' which translates into 'I is someone else'. When I read those words the bells went off. It made perfect sense. I wished someone would have mentioned that to me earlier." (Dylan, Chronicles Vol. 1)






Der "Brief an den Direktor einer Schiffahrtslinie", von Rimbaud auf dem Sterbebett seiner Schwester Isabelle diktiert, wenige Stunden vor seinem Tod. 


EINE LAST / EIN ANTEIL / EIN SCHICKSAL: EIN ZAHN ALLEIN.
EINE LAST / EIN ANTEIL / EIN SCHICKSAL: ZWEI ZÄHNE.
EINE LAST / EIN ANTEIL / EIN SCHICKSAL: DREI ZÄHNE.
EINE LAST / EIN ANTEIL / EIN SCHICKSAL: VIER ZÄHNE.
EINE LAST / EIN ANTEIL / EIN SCHICKSAL: ZWEI ZÄHNE.

Geehrter Herr Direktor, ich möchte Sie fragen, ob ich nichts mehr auf Ihrem Konto stehen habe. Ich wünsche heute die Linie da zu wechseln, von der ich nicht einmal den Namen kenne, aber auf jeden Fall muß es die Linie nach Aphinar sein. Alle diese Linien sind überall vertreten, und ich, ohnmächtig und unglücklich, ich kann nichts finden, der erste beste Hund auf der Straße kann Ihnen das sagen.

Lassen Sie mich also den Fahrpreis der Verbindung von Aphinar nach Suez wissen. Ich bin vollständig gelähmt – ich wünsche daher rechtzeitig an Bord zu sein. Sagen Sie mir, um wieviel Uhr ich an Bord gebracht werden muß.

Arthur Rimbaud





Hector Zazou / David Sylvian: "To A Reason".

Von Hector Zazous "Sahara Blue"-Album, das Arthur Rimbaud gewidmet ist. Musik, die dich sofort in das Niemandsland versetzt, von dem aus du mit diesem einsamen weißen Edelstein dort am Himmel zu verhandeln anfängst über die Möglichkeit genuin anderen Verhaltens den Naturgesetzen gegenüber. Endet mit dem einsamsten Trombone, das man je hörte, und es klingt wie die Erinnerung an alles, was Rimbaud je gesehen hat, kurz vor der Grenze zur letzten aller anderen Seiten.




00:00 - 06:19



 


Your finger strikes the drum
Dispersing all its sounds
And new harmony begins.

Your step is the rise of new men, their setting out.

You turn away your head: new love!
You turn your head again: new love!

"Alter our fates, destroy our plagues, beginning with Time", sing the children.
They beg of you: "Make out of anything the stuff of our fortunes and desires."

Come from always, 
You will go away
Everywhere









SPIEGEL ONLINE Forum

01.03.2011


Die seltsame Entwicklungsbeschleunigung bei Rimbaud, das frühreife Genie mit dem Kindergesicht, dann ebenso frühzeitig das graue Haar und die verwitterten Züge, schon das wirkt so, als hätte schon der Körper dieses Menschen keinen Zu-stand überhaupt ertragen. Bevor er nach Afrika kommt, unternimmt er ja endlose, fast menschenunmögliche Wanderungen, manische Distanzgewinnung, manischer Protest gegen die Existenz von Still-stand überhaupt. Jeancolas vermutet in "Die Reisen des Arthur Rimbaud", daß diese Wanderungen mit seiner Dichtung schon doch noch manches gemeinsam haben, etwa: Raum und Zeit nicht wie in der Poesie überwinden, aber doch vergessen zu können. Raum und Zeit binden an einen Zustand, an ein Sosein, schon das empfindet Rimbaud als Zwang, den er nicht erträgt. Seine Gewaltmärsche, bei denen er sich verliert, bringen ihn mehrfach an die Grenzen völliger Erschöpfung. Aber er muß in Bewegung bleiben, er empfindet nur die Bewegung als mögliches Gleichgewicht.

Harar, das Geld, die kapitalistischen Anwandlungen? Vielleicht der letzte verzweifelte Versuch, sich vorzumachen, ein Mensch wie die anderen werden zu können. Aber, an diesem unwirtlichen, unwirklichen Ort? Vielleicht eine Selbstverurteilung zu Verzicht, unerträglicher Einsamkeit, weil er einst das Feuer zu stehlen versuchte? Vielleicht die Fortsetzung seiner spirituellen Suche mit anderen, unbekannten Mitteln? Letztlich ist Rimbaud dort genau so kompromißlos weit draußen wie mit seiner Poesie. Mit der er sich unwiderruflich zu weit von den Menschen entfernt hat. 






18.09.2006


Sehr aufregend war aber, als ich mit 20 Rimbaud entdeckte, seine Werke in zwei Tagen und zwei Nächten las, das Essen vergaß, direkt danach Enid Starkies Rimbaud-Biographie Das trunkene Schiff aus der Bibliothek entlieh und nicht mehr zurückgab ("Weiß nicht... muß mir jemand im Bus aus der Tasche gezogen haben...") (später aber ein Exemplar legal erworben) (Verbrechen aus Leidenschaft, schon die griechischen Götter haben da ein Auge zugedrückt).











Charleville. Im Schaukelbus durch endlose Ardennenwälder, enge Kurven, steile Abhänge, Zweige klatschen ans Busfenster und der Fahrer ist Gott. In Sichtweite vom Place Ducale, einer jüngeren Kopie des Pariser Place des Vosges, und in der Nähe der Vieux Moulin, befindet sich die Straße, die jetzt Quai Rimbaud heißt, in der dunklen no. 7 verbrachte Rimbaud einen Teil seines literarischen Lebens, es war die Wohnung von Mme. Rimbaud zwischen 1869 und 1875.

Im Museum: Tausendmal geflickte Decken Rimbauds und der Becher, den er in Harar benutzte. Ein Zettel mit ENGLISH EXPRESSIONS, ohne Ordnung, dadurch fast poetisch; Sätze, Satzteile, Worte, in lediglich alphabetischer Reihung. Rimbauds Koffer. 











"1870 hat es einen sehr jungen Rimbaud gegeben, einen schüchternen, unordentlichen, von tausend Wünschen besessenen Rimbaud, der verzweifelnd durch diese Gassen ohne Hoffnung und ohne Liebe strich, der sich mit dieser endlosen Langeweile nicht abfinden wollte, nicht wahrhaben wollte, daß jede Zukunft, jede Möglichkeit, an den Toren des Bahnhofs ausgelöscht war, unter der Bahnhofsuhr, die die Stunden zerfetzte, vor diesem hoffnungslosen Bahnhof, der nur zu anderen, ähnlichen Bahnhöfen führte. Er weigerte sich, wie seine kleine Schwester Vitalie, mangels realer Erlebnisse, die Bäume an den Straßen zu zählen. 'Hundertundelf Kastanienbäume auf der Allee, dreiundsechzig rings um die Bahnhofspromenade', vermerkt jene Vitalie, die bald sterben wird, in ihr Tagebuch 'Mémorial'." - Yves Bonnefoy






Lipstick Traces







Photo CE




















Mittwoch, 12. November 2014

Vorweihnacht mit Cured Catherine (19): Langsam und unbeschreiblich ausführlich











 
 
 
 
Unvorhersehbar ausgewählt ist doch immer noch besser als vorhersehbar unausgewählt. Jeder nur ein Kreuz. Die Welt geht zu Phillip Boa, stattdessen bestellte ich grad ein Ticket für Combichrist und hab nicht die leiseste Ahnung, warum. Na, vielleicht doch, aber wer will schon die Wege der Katzen wirklich verstehen. Vielleicht nicht mal sie selbst.














Wenn Combichrist live so klingen wie auf MySpace, wird das genau das Richtige zum Wegblasen dessen, was unbotmäßig in den kommunizierenden Röhren sitzt. Verstehe schon, auch wenn ich Ihnen widersprechen muß, weil Sie von gefühlten Temperaturen sprechen. Habe mir auch gerade mit leeren Umzugskartons und einem Holzbrett in der Küche, dort, wo ein alter Sessel steht und i-net-Anschluß nicht hinkommt, einen Schreibtisch gebastelt, ach was, eine Secret Window-Hütte ohne Hütte. Zuviele, die glauben, mit einem Streichholz in der Hand Licht im ganzen Haus machen zu können, das macht auch sehr müde. Stattdessen Rilke:

"Nein, nein, vorstellen kann man sich nichts auf der Welt, nicht das Geringste. Es ist alles aus so viel einzigen Einzelheiten zusammengesetzt, die sich nicht absehen lassen. Im Einbilden geht man über sie weg und merkt nicht, daß sie fehlen, schnell wie man ist. Die Wirklichkeiten aber sind langsam und unbeschreiblich ausführlich." Heute hat David Sylvian Geburtstag.
 






























Combichrist klingen im Tanzpalast eigentlich noch viel rotziger, live hoffentlich auch. Zwingen mich auf die Tanzfläche, manche nennen es aber auch Weiberelectro.
 
Wegblasen ist wohl der Sinn der Übung, denke ich. So ein Secret Window brauche ich auch, schöne Idee. Leider reicht mein Kabel locker in die Küche und für die Terrasse ist es nun wirklich noch zu kalt. Ich musste heute stundenlanger Kolloquiumslaberei beiwohnen, um Himmels willen, was für überflüssiges Gesülze. Seine eigene Unwichtigkeit so dermaßen abzufeiern ist ja schon fast wieder brillant. Ich dachte schon nach 10 Minuten daran, doch lieber wieder im Krankenhaus zu schichten, als meine Zeit so sinnlos zu verjubeln, aber ich werde es natürlich doch tun, es gibt keinen Weg zurück. Mit einem Streichholz Licht im ganzen Haus? Ein treffendes Bild für viele Situationen. Ein Rilkezitat steht auch am Anfang der Arbeit, die Grundlage der meinigen ist: "Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt?" Für das gemeine Dichterleben wohl nicht das, was wir wollen, wenn sie sich mal an die Anfänge erinnern!? :) Wie haben sich Oasis geschlagen? Ich konnte es leider nicht miterleben.















Weiberelectro? Klingt gut für mich, aber ich sehe das wohl eher aus der falschen Perspektive jetzt. Würde ich ja musikalisch eher mit Ladytron oder Client verbinden, aber bleiben wir bei der faszinierenden Kombination zarter Handgelenke und kalter Maschinen, z.B. beim bullshit detector. Stundenlange Kolloquiumslaberei, boy I remember well. Und immer sind es die Vollhonks, die sich am liebsten reden hören, bis man garstige Visionen von Mundzunähen im Schädel hat, schließlich hat man mal "Murders In The Zoo" mit Lionel Atwill gesehen, aber diesen essentiellen Bestandteil im Kulturgut der Menschheit, mit der mysteriösen Kathleen Burke obendrein, kennt dann wieder keine Sau. Rilke ist ja auch der Weltinnenraum-Mann. Hab gerade U2 auf SPON verteidigt mit: Weltinnenraum ist Matrix. Weltinnenraum ist da, wo Außenwelt und Innenwelt die Subjekt-Objekt-Trennung aufheben. Der Raum, wo du dir selbst zum Mysterium wirst, und das Mysterium der Realität dich treffen kann. Wie das mit U2 zusammenhängt, mein Gott, "Fackeln im Sturm" hängt auch mit "The Joshua Tree" zusammen. – Oasis haben sich gut geschlagen, Hariboman meinte zu Liam, "Jennifer (Aniston) was desperate to see you", und Liam meinte, "Desperate? Sind wir doch alle irgendwie." 













Weltinnenraum, da tut sich viel grad. Weltaußenraum – keine Auffälligkeiten, Chief Commander. Genaueres vielleicht, wenn ich Sie anlässlich Ihres Jubeltages aufsuchen werde, am Brunnen. Nein, Sie sehen es aus der richtigen Perspektive. Es gibt aber andere. Ich weiß, dass diese Interpretation Ihnen in jenem Zusammenhang eher unbekannt ist, aber Weiber wäre in Weiberelectro eher abwertend und bezöge sich auf die Zuhörer.

Hah! Das war aber ein Touchdown von Liam. Sehr schön! Arte zeigt Fackeln im Sturm at the moment, aber ich bin nicht interessiert. TV sucks mal wieder. Als ich kürzlich Götz Alsmann bei seinen ewig gleichen Scherzchen zusah, erinnerte er mich an Sartre, so als wäre er die heutige Version. Sartre 2.0. Und wenn ich das so empfinde, bin ich offensichtlich bereit, ein gewisses Niveau zu billigen!? Seitdem lese ich wieder mehr.
 
:) Sie haben U2 verteidigt? Warum und warum war das notwendig? Ein geschmackloser Fall von: Bands, die länger als zwei Monate im Geschäft sind, doof / überholt / zu alt / zu kommerziell finden?













Suchen Sie mich um Gottes Willen nicht an meinem Geburtstag am Brunnen auf, das ist ein Sonntag!

Kennen Sie übrigens Flann O'Brien? "At Swim-Two-Birds"? Oder auch "The Hard Life"? In "The Dalkey Archive" entwickelt Sergeant Fottrell die Mollycule-Theorie, nach der ein Mann sich in ein Fahrrad verwandeln kann, was nicht zuletzt an den huckeligen irischen Landwegen liegt. So sieht das nämlich aus. Von Mullahollymeganmullally nach Chicago.
 










 






Das weiß ich auch, dass es (ein) Sonntag ist. :) Ich sagte ja auch > anlässlich. Nicht > an. Siiigh, finally sind die Ferien rum, Cathy allein zuhaus mit einer Tüte Chips und den zwei Babyratten, die seit Montag in ihrem Käfig die Nacht zum Tag machen, raven, futtern, raven, schlafen, wieder raven. Sehr lustige Fellknäuelchen named Paula und Louise. Habe heute entdeckt, dass sie Schokoladenpudding mögen und sich auf Kämpfe um Stroh einlassen. Von Ratten und Menschen oder wie das heißt.

Ich betrat heute Nachmittag das Museum für Kunst und Gewerbe und fand ein paar samtene Treppenstufen höher, das knarrende Parkett durch Zeitkorridore führend - far away and long before – einen warmen Frühlingstag 1973 in Paris. Romy Schneider auf einer Bank sitzend, ladylike in weißer Leinenbluse, ein brauner Gürtel mit goldener Schnalle um die schmale Taille, neben ihr zwei alte Frauen in einfacher Kleidung und mit gebührendem Abstand. Sie sah aus wie eine Königin, nur schöner. Freier. Auf anderen Bildern dann ihre Einsamkeit, ihre Traurigkeit. Es gab ein Foto, ein viel früheres, Anfang der 60er, da sieht man schon, wie zerbrochen sie war. Ihre Augen erzählten von Verletzung, die nie mehr heilen, nur noch betäubt werden konnte. Und ich habe mich gefragt, was wohl Ihr favourite film mit Romy ist? Es gibt ein Video mit einer Hommage von Alain Delon, wie Sie sagten, sie fehlt ihm immer noch und am Ende sagt er: Für Disch, mein Puppele. Pour toi, mon amour.

Elevation in Chicago - grand! U2 haben Intensität, ja. Magie für mich in Zooropa, aber das liegt am damaligen Zeitgeist, meinem persönlichen. Wie es immer so ist. Die Iren mögen wohl Zooropa im Allgemeinen nicht, betrachten Bono aber als Volkshelden, soweit ich weiß. Flann O'Brien schon mal gehört. Wie war Marc? Gab er Brilliant Creatures? Mein favourite von ihm.















Mein favourite film mit Romy? Am schönsten, für mich, ist sie wohl in "Das Mädchen und der Kommissar". Extrem beeindruckend: "Death Watch", mit Harvey Keitel. Wenn ich einen Film von ihr für die Insel auswählen müßte, dann vielleicht Viscontis "Ludwig II." Und dann ist da natürlich noch "Nachtblende". Und für Sie, was ist Ihr favourite? – Das Museum für Kunst und Gewerbe ist überhaupt ein seltsamer, wunderbarer Ort. Manchmal meint man, ein Zug fährt direkt durch, und dann plötzlich, völlig zeitenthoben, strange silences falling down there. Ravende Babyratten, that's beautiful. Manchmal denke ich auch an sowas, aber ich hab schon tagelang geheult, als mein Meerschweinchen starb. Und das war nach meinem Examen, Grundgütiger. Marc Almond – sigh mit drei iii, wenn ich Sie zitieren darf. Der Tod hatte ihn zu 99% auf der Schippe nach seinem Motorradunfall, sein Kopf war Matsch, seine Stimme weg, Gedächtnisstörungen, hat unter Panikattacken im Internet nach der besten Suizidmethode gesucht. Und dann dies. Wiederauferstehungsfeier also sowieso.

Das Phantastische ist aber, daß er besser ist als jemals, und er war schon immer groß. Es ist so schön, daß auch die Engländer das jetzt so sagen, endlich: der beste torch singer der Gegenwart. Und so traurig, wenn es heißt, "ach, der mit Tainted Love?" 30 Platten Herzblut, "ach, der mit Tainted Love?" Glorious, I Have Lived, A Lover Spurned, Tragedy, The Idol, Variety, Child Star, Hand Over My Heart, The Days Of Pearly Spencer, Something's Gotten Hold Of My Heart, The Devil (Okay), Brilliant Creatures, My Love, Jacky, Amsterdam, Sandboy, If You Go Away, Bitter Sweet, Bluegate Fields, Tears Run Rings, Ruby Red, Torch, Bedsitter, I Close My Eyes And Count To Ten, Friendship, Mother Fist, Tainted Love, Say Hello Wave Goodbye. So ungefähr. Fast 30 Songs, ungefähr zweieinhalb Stunden, als ob er gar nicht aufhören konnte. Einmal vermuddelte er den Text, und, als ob das irgendjemanden irgendwie gestört hätte, entschuldigte sich dafür, mit: normalerweise sei er um diese Zeit schon im Bett. Ho ho, ho. "Amsterdam" hat er aus dem Ärmel gezogen, extra für das Docks. What a performer. Genaugenommen hatte ich eine tonnenschwere Träne im Auge. Als er Brels "If You Go Away" sang.
 
 






Und noch ein zweites Evangelium nach St Markus, derzeit.







Und Combichrist? Blies weg? Lese gerade "Eine blaßblaue Frauenschrift" von Franz Werfel.