Rest in Peace, Ray.







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Dienstag, 10. Januar 2012

There'll never be another... Ljudmila Turischtschewa





















Zu den Damen, in die schoolboy Aljoscha verliebt war, gehörte die sowjetische Kunstturnerin Ljudmila Turischtschewa (Tourischeva, Тури́щева). Zur Olympiade 1972 in München kam ein Farbfernseher ins Haus, Kunstturnen war eine der großen Attraktionen, Siegerehrungen mit der sowjetischen Hymne verursachten schlechtes Gewissen, weil ich die Melodie schon als Kind beeindruckend und schön fand. Olga Korbut wurde zum Liebling der 11.000 in der Olympiahalle, ihre Tränen rührten die ganze Nation zu der Erkenntnis, daß auch Mädchen aus der Sowjetunion Gefühle hatten, zu Hause in Grodno bekam Olga fortan 20.000 Briefe pro Jahr, die weißrussische Post stellte zum Sortieren einen eigenen Beamten ein. Turischtschewa schien umschattet, die Sympathien für den telegenen, strahlenden Spatz waren so überwältigend und intensiv, aber mein Herz gehörte ihr, die selten zu lächeln schien und von eher mysteriöser Eleganz war. Unvergeßlich auch, wie sie bei der Olympiade 1976 in Montreal um das Siegerpodium ging, um mit huldvoller Vornehmheit der Mehrkampf-Siegerin Nadia Comaneci zu gratulieren, bevor sie auf dem Podium ihre eigene Bronzemedaille entgegennahm.
Majestätische Anmut, eine wahre Dame unter den Turnerinnen, den klassischen russischen Ballett-Tänzerinnen-Stil verkörpernd.



Auf dem Schwebebalken in München:







Die Bodenübung:










"Klasse, Haltung, überlegene Gefaßtheit", all das würde Turischtschewa jedoch nur bläßlich beschreiben. Warum? Wegen dieser atemberaubenden Szene. Darunter You-Tube-Kommentare.







As she told in an interview, while performing she already felt the bars were about to collapse. But she decided not to break her performance. When they fell at last, it was no surprise to her, she knew it will happen. Her wonderful composure is not that she didn't look back, but that she continued her performance, KNOWING that bars may fall in any second. It is a miracle they fell only AFTER.

Do you want to know the definition of "cool?" WATCH THIS VIDEO! Ludmilla Tourischeva is one of my favorite athletes of all time. Skill, strength, style and class...The bars collapse - had it happened 2 seconds earlier she might have been badly hurt - and she doesn't even blink! If only more athletes today - regardless of sport - would emulate her class and grace...

Cool Girls don't look at destruction.

Cool girls don't look at large collapsing structures.

Talk about bringing down the house.

Damn! She just walked away like, "So what?" Sheesh.

She said, "Top that bitches!"

It's as though the bars decided, "Forget it, no one else is going to be worthy."
 
This is the gymnastics version of having a car explode right behind you and having a tire fly directly past you on one side and a serrated piece of metal on the other side of you all while not even blinking.

"What mother fuckers? What?"


















2 Kommentare:

  1. Zum Niederknien, danke. Die Turnerinnen nach der Ära Turischtschewa wurden ja immer kleiner, leichter und jünger. Womöglich um die Turngeräte zu schonen. :) München´72 ging noch fast komplett an mir vorbei, an drei Dinge kann ich mich aber noch erinnern, weil sie für helle Aufregung unter den Erwachsenen sorgten: Einmal die Eröffnungsshow, bei der sich Großvater fürchterlich empörte, weil die BRD-Athleten NICHT im Gleichschritt ins Stadion einmarschierten sondern irgendwie entspannt reinschlenderten und fröhlich ins Publikum winkten. Dann die fast schon groteske Szene mit dem Ringer Dietrich, der seinen Gegner, dieses 200-Kilo-Riesenbaby, emporhob und auf die Matte schmiss. Von dem Jubelschrei aus abertausend Kehlen gleichzeitig bebte das Dorf und wir Kinder kamen angelaufen und fragten, was denn los ist. :) Das gleiche dann nochmal bei diesem Hochsprung von Fräulein Meyfarth.

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  2. Wirklich einer der spektakulärsten und schönsten Momente der ganzen Sportgeschichte für mich - wie sie die Arme hochstreckt, um die Übung zu vollenden, während hinter ihr mit ohrenbetäubendem Krachen der ganze apparatus zusammenstürzt. "In the end it is beauty that is going to save the world, now." (Nick Cave) :)
    Oh, ja, Ulrike Meyfarth, stimmt. Nahm ich später in Interviews als sehr down-to-earth wahr, konträr zu ihrem hochspringerischen Tun. :) An diesen quasi menschenunmöglichen Ringer-Überwurf erinnere ich mich, vor allem natürlich auch an den Bruch und die Lähmung durch den Anschlag, aber auch an viele seltsame kleine Details - wie Harry Valérien den Namen "Shirley Babashoff" aussprach, zum Beispiel. Diese phantastischen Moderatoren, diese Stimmen. Rainer Günzler, Auto-Test im "Sport-Spiegel", das war LITERATUR! :) "Die meiste Zeit schleppt man leeren Raum mit sich herum." Der Bremswegstrich. Der "ZweiLITTERmotor". :)

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