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Sonntag, 14. August 2011

Friederike Roth






"Sie war ein hübsches Mädchen, die Friedl. Schlank, mit langen Beinen, einem feingeschnittenen Gesicht, und einem süffisanten Lächeln um den kleinen Mund." 

(Soma Morgenstern)











"Am 5. März 1922 hatte [Joseph Roth] in Wien Friederike (Friedl) Reichler geheiratet. Friedl war zwar eine attraktive, intelligente Frau, aber weder war sie eine Intellektuelle noch entsprach das ruhelose, mondäne Leben an der Seite eines reisenden Starjournalisten ihren Bedürfnissen. Darüber hinaus zeigte Roth Symptome einer fast pathologischen Eifersucht. Bereits 1926 hatten sich erste Symptome einer geistigen Erkrankung bei Friedl gezeigt, 1928 wurde die Krankheit manifest. Friedl wurde zunächst in der Nervenheilanstalt Westend behandelt, dann wohnte sie – von einer Krankenschwester betreut – eine Zeitlang bei einem Freund von Roth. Die Krankheit seiner Frau stürzte Roth in eine tiefe Krise. Er war nicht bereit, die Unheilbarkeit der Krankheit zu akzeptieren, hoffte auf ein Wunder, gab sich die Schuld an der Erkrankung – Wahnsinn galt und gilt unter frommen Juden ja als Strafe Gottes. Eine mögliche Besessenheit durch einen Dibbuk veranlasste ihn zu der (erfolglosen) Konsultation eines chassidischen Wunderrabbis. Während dieser Zeit begann er heftig zu trinken. Auch seine finanzielle Situation verschlechterte sich.

Als auch die Unterbringung bei Friedls Eltern keine Besserung brachte und die Kranke zunehmend in Apathie verfiel, brachte man sie im November 1930 in das Sanatorium Rekawinkel bei Wien, im Dezember 1933 kam sie in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof bei Wien, schließlich im Sommer 1935 in das Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer. Friedls Eltern wanderten 1935 nach Palästina aus und Roth beantragte die Scheidung. Im Jahr 1940 wurde Friedl Roth nach Linz-Niedernhart (heute Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg) gefahren. Niedernhart war eine Tarnanstalt, aus der sie weiter zur Vergasung in die gleichfalls vom SS-Arzt Rudolf Lonauer geleitete NS-Tötungsanstalt Hartheim verbracht wurde (siehe Aktion T4). Die Todesurkunde nennt als Datum den 15. Juli 1940."


(wiki)






















2 Kommentare:

  1. Mal wieder erstaunliche Parallelität, dass Sie sich ebenfalls mit eines der vielen schrecklichen NS-Opfer befassten, als ich es ebenso tat. Las gestern abend und die halbe Nacht über die Schicksale derer, die heute mit goldenen Steinen zum stolpern anregen. Unter anderen eine erstaunliche Frau und quasi frühere Nachbarin: Margarete. "Die "rebellische Schülerin" der Ursulinerinnen ließ sich auch jetzt nicht einschüchtern. Es ist gesichert, dass sie, mit zwei, später mit drei Kindern bepackt, bei Fliegeralarm im Bunker der Falkenried-Terrassen offen auf Hitler und die Nationalsozialisten schimpfte." Hat ihr letztlich auch nichts genützt, vielleicht aber die Angst gedämpft? Heute ist eine Straße nach ihr benannt, aber warum in Bergedorf?? (http://www.stolpersteine-hamburg.de/?&MAIN_ID=7&r_name=&r_strasse=falkenried&r_bezirk=&r_stteil=&recherche=recherche&r_sort=Nachname_AUF&submitter=suchen&BIO_ID=689)

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  2. Erstaunlich aber unerstaunlich, comme il faut. Danke SEHR für die bewegende Geschichte der tapferen Margarete. Der Zucker, den brauchen die Kinder doch. Sich vorzustellen, wie sie diese Worte schrieb, just breaks you up.
    Daß Friederike dem grauenvollen Euthanasie-"Programm" der Nazis tatsächlich zum Opfer fiel, ist erst seit kurzem gesichertes Wissen, fasziniert hat mich ihre Gestalt schon, seit ich mal irgendeinen imposanten, reich bebilderten Band über Joseph Roth aus der ZentrBibl schleppte. - Pjotr & Aljoscha, die Reise nach Marseille: wir landeten auch in Fréjus und Saint-Raphaël damals, einige schlechte Photos existieren noch, Strandpromenade von S.-R. Und vor kurzem las ich, daß Friederike im März 1928 in Panik aus Saint-Raphaël floh, "weil aus den Heizungsrohren ihres Zimmers Gespenster kämen…"

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